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Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften

Mineralogie - Petrologie 

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Tag 9

Tag 9 – Mývatn, Dimmuborgir, Kverfjall-Krater

 

Hier im Norden befinden wir uns in der nördlichen vulkanischen Zone. Die vulkanische Aktivität ist sehr hoch und das Gebiet ist geprägt von den spät- und postglazialen Eruptionen. Im Gebiet des Myvatn waren in historischen Zeiten wichtig die sogenannten Myvatn-Fire (1724-29) und Krafla-Fire (1975-1984).

Der Tag beginnt mit einer Besichtigung des Myvatn. Er ist der viertgrößte See in Island, allerdings maximal nur 4 Meter tief. Er ist umgeben von gut ausgebildeten Pseudokratern, deren Entstehung analog zu den Rauðhollar (roten Hügeln) am Tag 3 ist. Diese Krater wurden jedoch nicht vom Menschen abgebaut und sind daher in ihrer ursprünglichen Form, rund und symmetrisch erhalten. Meistens jedoch sind sie in eine Richtung geöffnet. Diese leichte Asymmetrie wurde vermutlich durch die bei der Explosion vorherrschende Windrichtung ausgelöst. Pseudokrater sind äußerst selten, sie sind nur von Island und dem Mars bekannt. Damit sie erhalten bleiben, müssen sie entweder in rezenter Zeit oder in konservierendem Medium entstehen. Letzteres ist auf dem Mars der Fall. Da sie nur bei Interaktion von Lava mit wassergesättigtem Untergrund entstehen, kann man daraus schließen, dass es auf dem Mars offene Wasserflächen oder wassergesättigten Grund gegeben haben muss. Wir können also auf Island studierte Begebenheiten verwenden, um Rückschlüsse auf Prozesse auf anderen Planeten zu ziehen.

 


Weitere vulkanische Strukturen des Myvatn finden wir in Höfðì, wo wir senkrechte säulenartige Gebilde aus plagioklasreichem Basalt sehen. Diese entstehen ähnlich wie die Pseudokrater, durch Interaktion von Lava mit Wasser, es hat ihnen jedoch an Energie gefehlt zu einer größeren Explosion. Stattdessen entstanden lokal Dampfsäulen innerhalb des Lavastroms, an denen die Lava schneller abkühlte. Der Lavasee an dieser Stelle ist später ausgeflossen und als die oberste Kruste dieses temporären Lavastroms einbrach, blieben Säulen stehen, welche uns nun verschiedene ehemalige Lavastände anzeigen.

Unser nächster Halt ist in Dimmuborgir, was übersetzt düstere Burgen bedeutet. Diese basaltischen Formationen entstanden auf ähnliche Weise wie in Höfdi in dem aufgestauten Lavasee, welcher sich im Laufe der Eruption wieder leerte.

 


Die Hauptattraktion auch für Touristen ist die Lavahöhle Kirkja (Kathedrale), ein ausgeflossener Förderkanal. Sie besteht aus einem Basalt, der ein Mineral beinhaltet, welches wir nicht eindeutig bestimmen können und von dem wir deshalb eine Probe zur Analyse mitnehmen.

Unser letzter Halt des Tages ist der Hverfjáll. Dies ist ein symmetrischer Tuff-Ring mit einem Kraterdurchmesser von einem Kilometer. Er ist vor ca. 2700 Jahren in der Hverfjáll-Episode entstanden. Der Krater ist ebenso wie die Pseudokrater in eine Richtung geneigt. Er ist in einem einzigem großen Ereignis entstanden. 
Oben haben wir eine gute Sicht auf die postglaziale Geschichte des Myvatn, die von verschiedenen vulkanischen Eruptionsepisoden geprägt ist.
 

 

Text: Helen Lüth

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