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Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften

Mineralogie - Petrologie 

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Tag 2

Tag 2 - Die Reykjanes-Halbinsel

Der zweite Tag führt uns auf die nahe gelegene Reykjanes-Halbinsel an der südwestlichen Spitze Islands. Die Halbinsel ist stark durch den Mittelatlantischen Rücken geprägt, der hier an die Landoberfläche gelangt, und ist Teil der westlichen vulkanischen Zone. Die Gesteine, die hier gebildet werden, sind reine Olivin-Tholeiite und werden als Mid Ocean Ridge Basalte (MORB) bezeichnet. Im Gegensatz dazu ist der Bereich der rezent aktiven östlichen Neovulkanischen Zone durch die Nähe zum Hot-Spot dominiert und weist eine alkaline Zusammensetzung der Basalte auf.

Unser erster Aufschluss befindet sich auf einem Hügel an der westlichen Küste der Halbinsel. Hier finden sich stark zugerundete Laven, auf denen Schleifspuren, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen, zu erkennen sind. Die Rundung und die Spuren weisen auf einen ehemaligen Gletscher hin, der sich vom Landesinneren in Richtung Meer bewegt hat. Die Lava muss folglich vor der letzten Eiszeit ausgeflossen sein. Wir können also davon ausgehen, dass es sich hierbei um plio- / pleistozäne Laven handelt. Etwas weiter in Küstennähe schließen sich einige blockige Laven an, welche entsprechend postglazial entstanden sein müssen. In der Ferne sieht man im Süden die ersten Moberge. Dabei handelt es sich um gerundete Berge aus alteriertem Basaltglas (Palagonit). Sie entstehen bei Vulkanausbrüchen, die sich unterhalb einer glazialen Eisdecke ereignen und diese während der Eruption nicht durchbrechen. Moberge sind die Vorstufe zu Tafelbergen, welche wir in den folgenden Tagen noch sehen und erläutern werden. 
 


Unser nächster Aufschluss am westlichen Ufer der Halbinsel trägt den plakativen Namen „Brücke zwischen den Kontinenten“. Hier erstreckt sich eine etwa 15 Meter lange Brücke über einen Graben, der Teil des viel breiteren Riftsystems ist. So verbindet die Brücke symbolisch die Nordamerikanische mit der Eurasischen Kontinentalplatte. 
Die anstehenden Gesteine sind sehr blasenreiche Basalte. Die Blasen sind mehrere Millimeter bis Zentimeter groß und rundlich, vereinzelt auch länglich. Längliche Blasen werden gebildet, wenn sich die Lava mit dem eingeschlossenen Gas noch in Bewegung befindet, wodurch sich Fließstrukturen bilden. 
Den Streichwerten der Abschiebungsflächen an den Grabenschultern kann man entnehmen, dass die Spreizungsrichtung der Platten hier nicht orthogonal zur Plattengrenze liegt. Wir befinden uns also an einer obliquen Plattengrenze. Diese besteht aus mehreren Spreizungssystemen und Spaltenschwärmen, welche wir ebenfalls in den nächsten Tagen sehen werden. 

 



Valahnukur an der südwestlichen Inselspitze ist unser nächster Halt. Hier lassen sich sehr schön ausgebildete Pillowbasalte (Kissenbasalte) begutachten. Man nimmt an, dass diese ausschließlich bei effusiven submarinen Eruptionen ab 200 m Wassertiefe entstehen. Ist die Wassersäule geringer, so zeigt sich beim Ausbruch ein explosiver Charakter, wobei hauptsächlich Tuffe und Aschen gebildet werden.
Zwischen den Pillowbasalten liegen rote Horizonte. Dabei handelt es sich um oxidiertes Eisen in Form des Minerals Hämatit. Diese Schichten müssen also zwischenzeitlich an der Meeresoberfläche gelegen haben. 
Einige Meter weiter nördlich liegt eine durch ein Küstenkliff gut aufgeschlossene Abfolge verschiedener Tephra- und Basaltschichten. Zu unterst stehen mäßig gut ausgebildete Pillowlaven an. Darüber ist eine Tephraschicht (Vulkanasche) zu sehen. Diese beiden Schichten wurden subaquatisch gebildet. Überlagert werden sie von geschichteten Laven mit Dehnungsrissen, welche subaerisch entstanden sind. Diese sind Reste submariner Vulkane, die im Laufe ihrer Aktivität die Oberfläche erreichten, ähnlich zur rezenten Entstehung der Vulkaninsel Surtsey. 
Von zusätzlichem Interesse sind hier so genannte Feederdykes, Kanäle zur Lavenförderung, die alle anstehenden Schichten durchbrechen. Auf der Weiterfahrt Richtung Reykjavik besuchen wir noch das Hochtemperaturgebiet Krisuvik sowie den See Kleifarvatn.

Text: Marc-Anton Dobaj, Manuel Menzel, Maximilian Schweizer

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