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Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften

Mineralogie - Petrologie 

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Tag 6

Tag 6 - Gletscher und die Eldgjá-Spalte

 

Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Gletscher. Der Breidamerjökull ist ein Auslassgletscher des Vatnajökull, des größten Gletschers Islands. An seiner Zunge befindet sich ein ca. 190 m tiefer Gletschersee, der Jökulsárlón, welcher durch eine Endmoräne aufgestaut wird. Der See ist nur wenige hundert Meter von der Küste entfernt und mit diesem durch einen Fluss verbunden, weshalb man ihn korrekterweise als Gletscherlagune bezeichnet. Durch die grosse Tiefe des Sees wird der ohnehin schon vorhandene Tideneinfluss zusätzlich verstärkt. Einige Kilometer westlich treffen wir auf den Fjallsjökull, ebenfalls eine Gletscherzunge des Vatnajökull. Hier erfahren wir, wie man das Alter und den Rückgang von Gletschern bestimmen kann. Das kann man einerseits mit Fotos und Luftbildaufnahmen bewerkstelligen. Für die Zeit vor diesen Aufnahmen besteht als Möglichkeit jedoch die Lichenometrie. Darunter versteht man die Bestandsaufnahmen und Auszählung der Flechten, die auf den Steinen der Moräne wachsen. Je weiter die Steine vom Gletscher entfernt sind, desto älter und damit größer werden die Flechten. Sie hatten mehr Zeit zum Wachsen. 
Mit der entsprechenden Wachstumsrate kann man so errechnen, wann der entsprechende Gletschervorstoß stattfand. 
Die Analyse ergibt, dass sich der Gletscher in den letzten 100 Jahren um etwa 5 km zurückgezogen hat. Bei der Aufnahme finden wir in der Moräne zusätzlich gelbliche Gesteine mit Pyrit-Einlagerungen. Das lässt auf ein Hochtemperaturgebiet in Gletschernähe schließen.

 

Wir fahren im Anschluss südlich am Gletscher vorbei nach Nordwesten und treffen dabei auf die Eldgjà-Spalte. 
Sie ist Teil der östlichen vulkanischen Zone (EVZ), die den größten Anteil an vulkanischer Aktivität auf Island seit historischen Aufzeichnungen hat. Die Spalte gehört zu einem ca. 75 km langen Spaltensystem und sorgte in den Jahren von 934 bis 940 für die weltweit größte Eruption der letzten 5000 Jahre. Die von uns besuchte Ausbruchsstelle erstreckt sich über 8 km in einem reaktivierten Graben und weist hauptsächlich Übergangsbasalte auf (Mischung aus Alkali- und Tholeiitbasalt). In der Talsohle sieht man des öfteren „Krater“ aus Basalt und Schweißschlacken. 
Vereinzelte rot gefärbte Gesteine wurden an der Luft oxidiert (Fe3+). Die Schweißschlacken befinden sich vornehmlich an der Basis der Spalte, ihre gute Erhaltung zeigt, das sie zum Ende der eruptiven Tätigkeit entstanden sind. 
Am Hang des Tals sind lagige, hell- bis dunkelgraue Schichten zu sehen, die teilweise bereits herausgewittert wurden. Dabei handelt es sich um Tephra-, Tuff- und Palagonitlagen. Selten sind zwischen den Schichten dünne, diskontinuierliche Basaltlagen zu erkennen. Grund dafür ist die noch flüssige Lava, die bereits bestehende Schichten durchbrach oder schlicht über die von den Lavafontänen aufgetürmten Aschekegel (scoria cones) schwappte, bevor sie sich aus dem Südende der Spalte ergoss. Am nördlichen Ende der Spalte befindet sich ein Wasserfall, Ofaerafoss. Bis vor einigen Jahren wurde dieser noch durch eine natürliche Gesteinsbrücke überspannt, welche jedoch vor kurzem der Erosion zum Opfer fiel.

Am Ende des Tages begeben wir uns auf den Weg nach Landmannalaugar, wo wir für die nächsten zwei Nächte bleiben.

Text: Marc-Anton Dobaj, Manuel Menzel, Maximilian Schweizer

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