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Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften

Mineralogie - Petrologie 

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Tag 3


Tag 3 - westliche Reykjanes und Hellisheidi

 

Nachdem wir am Vortag die westliche Reykjanes-Halbinsel erkundet haben, sehen wir uns heute den östlichen Teil an, welcher sich ins Landesinnere fortsetzt. Unsere erste Lokalität trägt den Namen Rauðhollar (Rote Hügel). 
Der Name ist hier Programm: hier gibt es viele, rötlich gefärbte Hügel aus schlackigem Material, welches auf ein Alter von circa 5200 Jahren datiert wurde. Zu erkennen sind sowohl Fließ- als auch Flugspuren der Tephra, die auf ein explosives Ereignis hindeuten. Die basaltische Lava muss zudem arm an Gasen gewesen sein, da kaum Blasen zu finden sind. Über dem schlackigen Material liegt eine festere Schweißschlacke. 
Diese bildet sich, wenn herumfliegende „Lavafetzen“ nach der Landung noch heiß genug sind, um sich mit anderen zu verbinden, statt als Individuen liegen zu bleiben. Bei den Roten Hügeln handelt es sich um ein Feld sogenannter Pseudokrater, Explosionskrater, die keinen vulkanischen Förderkanal aufweisen. Sie entstehen, wenn ein Lavastrom über ein wassergesättigtes Gebiet wie einen Sumpf hinweg fließt. An einigen Stellen, an denen der Strom in den feuchten Untergrund einbricht, kommt es zu heftigen Dampf-Explosionen, die für die Krater verantwortlich sind.

 

 

Der zweite Aufschluss an diesem Tag ist Teil eines aktiven Tagebaus am Fusse des Vifilsfell. In dem angeschnittenen Gestein kann man gut ausgebildete Pillowbasalte erkennen, welche mit dem Auge sichtbare Olivin-Phänokristen enthalten. Die Basalte haben einen hohen Anteil an Blasen (30- 50%), die eine radiale Grössenvariation zeigen: 
Die Ränder der Pillows sind schnell abgekühlt, während die Gase im Inneren bei langsamer Abkühlung Zeit hatten, um sich von der Schmelze zu separieren. Teilweise sind in der Mitte der Pillows Förderkanäle zu erkennen. Überlagert werden die Pillowbasalte durch eine Lavadecke sowie einer Linse aus geschichtetem Palagonittuff, der sehr glasig und feinkörnig wirkt. Bei dem Ausgangsmaterial des Tuffs handelt es sich um basaltisches Glas, auch Sideromelan genannt. Das entsteht, wenn basaltische Lava so schnell abgekühlt wird, dass sich keine Kristalle bilden können. Vor Ort entstand es, als es unterhalb eines Gletschers zu einem Vulkanausbruch kam, bei dem zuerst Pillowlaven und dann Hyaloklastite gebildet wurden. 
Es handelt sich bei diesem Aufschluss also um den unteren Bereich eines Mobergs.

 

 

Nach diesen Aufschlüssen besichtigen wir das Geothermiekraftwerk Hellisheidi, wo wir einen Vortrag über die Funktionsweise des Kraftwerkes hören und einen Überblick über das Gelände bekommen.

Das Kraftwerk wird von Orkuveita Reykjavikur betrieben und hat eine Kapazität von 213 MW. Es ist damit eines der größten dieser Art weltweit. An einem zur Zeit in Wartung befindlichen Geothermalbrunnen können wir uns einen Eindruck davon machen, mit welcher Kraft der über 200°C heiße Dampf aus den etwa 2 km tiefen Bohrlöchern herausschießt. Zurück in Reykjavik steht am gleichen Tag noch ein weiterer Vortrag beim zweiten staatlichen Energieerzeuger Landsvirkjun an, in dessen Rahmen uns Dr. Bjarni Pálsson die geowissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekte der Geothermienutzung näher bringt.

 


Text: Marc-Anton Dobaj, Manuel Menzel, Maximilian Schweizer

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