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Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften

Mineralogie - Petrologie 

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Tag 11


Tag 11 - Vatnajökull-Nationalpark

Am vorletzten Tag der Exkursion besichtigen wir einige faszinierende Orte im Jökulsárgljúfur-Gebiet, dem Nordteil des Vatnajökull-Nationalparks. 
Die Haltepunkte lagen weitgehend entlang des Flusses Jökulsa. Vor 2500 Jahren führte ein Vulkanausbruch unter dem Eisschild des Vatnajökull zu einem gigantischen Gletscherlauf. Dabei wurden rund 10 km3 Wasser freigesetzt und es kam zu Abflussraten von bis zu 500.000 m3/s. Diese ungeheuren Wassermassen schnitten sich innerhalb kurzer Zeit durch eine Wechsellagerung von Lava- und Sedimentdecken und formten eine bis zu 200 Meter tiefe Schlucht, entlang dieser heute der Fluss fliesst.

 

 

Hier besichtigen wir den 44 m hohen Dettifoss, welcher durch den Fluss Jökulsá á Fjöllum gespeist wird und mit Spitzenwerten von bis zu 1500 m3/s der mächtigste Wasserfall Europas ist. Etwa einen Kilometer stromaufwärts befindet sich der mit 10 m Höhe weitaus kleinere Sellfoss. Ihre Fallstufen werden jeweils durch Basaltdecken gebildet. An beiden Wasserfällen macht sich der Prozess der rückschreitenden Erosion deutlich bemerkbar. 
Denn an beiden Lokalitäten werden unterlagernde Sedimentschichten ausgewaschen, sodass die darüber liegenden Lavadecken stückweise kollabieren. Die Abrisskante der Wasserfälle ist circa in Nord-Süd-Richtung orientiert und ist somit vermutlich durch das in der Nähe befindlichen Fremri-Namur-Spaltensystems beeinflusst.

 



Vier Kilometer nördlich des Dettifoss schneidet der Canyon die Rauduborgir-Randholar-Kraterreihe, sowie den Sveinargraben. Dieser hatte vor 6000 Jahren, zum Zeitpunkt einer Spalteneruption, dieser als Wegsamkeit gedient. Im Canyon zeigt sich uns in der gegenüberliegenden Felswand ein etwa 100m hoher Förderkanal (feeder dyke) an dessen Spitze ein Schlackekegel zu sehen ist. Unweit von hier befindet sich die LokalitätHljóðaklettar, was auf deutsch Echofelsen bedeutet. Diese riesigen Gebilde, die an Mauern und Burgen erinnern, bestehen aus zum Teil radial angeordneten Basaltsäulen. Sie entstanden, als es hier unterhalb des Flusses zur Spaltenerruption kam und Laven in zuvor abgelagerte Tephra intrudierten. Da die Tephra im Laufe der Zeit durch die Erosion abgetragen wurde, sind die Basalformationen heute weitestgehend freigelegt.

Nach einer kurzen Wanderung zu einer Lavahöhle fahren wir nach Ásbyrgi, einem hufeisenförmigen Tal mit senkrechten Felswänden. Es wurde ebenfalls vom Fluss Jökulsá á Fjöllum gebildet, fiel jedoch aufgrund einer Flussumlenkung vor 1500 Jahren trocken. Heute befindet sich hier einer der wenigen erhaltenen Wälder Islands.

 

 

In der Nähe des ehemaligen Walfängerdorfs Húsavik fahren wir auf den Hausberg der Ortes, den Húsavikurfjall. 
Von hier aus kann man die gesamte Gegend überblicken, welche durch die Hauptstörung der Tjörnes Fracture Zone, der Husavik-Störung, gestaltet wurde. Durch ihren dextralen Versatz, der auf bis zu 60 km geschätzt wird, wurde hier ein perfekter natürlicher Hafen geschaffen, der das sichere Ankern von Schiffen ermöglicht.

An dieser Stelle verabschieden wir uns vom Mittelozeanischen Rücken, der sich von hier aus unterhalb des Meeresspiegels in Richtung Spitsbergen fortsetzt.


 

 

Text: Maximilian Schweizer

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